Besuchsbericht: QM Vorträge bei der regionalen ITPM Fachgruppe
Gestern habe ich mich spontan zu einem Besuch der regionalen Fachgruppe IT-Projektmanagement (FG-ITPM) in Stuttgart-Vaihingen entschieden. Es standen zwei Vorträge zum Qualitätsmanagement auf dem Plan.
Qualitätsmanagement ist ein wichtiges Thema. Aus meiner Sicht insbesondere um in kürzerer Zeit für geringere Kosten akzeptable Software zu produzieren. Von daher war ich gespannt auf die Ansichten der Praktiker.
Da ich mich kurzfristig entschlossen hatte und direkt vom Büro aus los gefahren bin kam ich eine halbe Stunde zu spät. Da aber hier noch die Besprechung der kommenden Termine im Gange war habe ich nichts wesentliches verpasst. Das ist wie Kinowerbung, sehr praktisch :)
Der Erste Vortrag war von Dr. Karsten Hoffmann (Steinbeis-Transferzentrum IT-PM) war über effizientes QM im Projekt. Es war eine Einführung in QM Methoden. Persönlich kam mir hier ein wenig das Thema Projektarbeit und der Effizienzgedanke zu kurz. Letztenendes ist die Krise in der die QM steckt ja einfach darin begründet dass sie kein integraler Bestandteil der Prozesse ist. Meiner Meinung nach muss man die QM in erster Linie als Prozess-Verbesserer sehen, und nicht als "Abnahmestelle".
Reviews von Artefakten bei Projektzwischenschritten wurde von Dr. Hoffmann als sehr hilfreich beschrieben, insbesondere auch wenn man den Review durch Einzelpersonen statt einer Gruppe nimmt.
Der zweite Vortrag des Abends von Matthias Wetzel (ISTE Uni-Stuttgart) beschäftigte sich zu einer Diplomarbeit über die Analytische Qualitätssicherung in der Softwareindustrie. Er hat die Ergebnisse einer Befragungsaktion präsentiert. Die Ergebnisse stammten allerdings nur aus 9 Projekten und waren damit nicht sonderlich aussagekräftig. Es wurde vermutet, dass es bei den Teilnehmern der Studie eher um Vorzeigeprojekte handelte (bei allen Projekten waren die Kosten für die QM genau in den Planungsvorgaben (zwischen 15% und 40% der Gesamtkosten).
Die anschließende Diskussion über beide Vorträge fand ich ganz spannend. Allerdings schien das Thema Prozessverbesserung oder auch nur das "lernen aus Fehlern" nur einen kleinen Teil der Anwesenden zu beschäftigen. Es hat sich auch gezeigt dass bedingt durch die heterogene Zuschauerschaft die Problemstellungen auch ganz unterschiedlich sind. Bei einem Festpreis Software Projekt kann man wesentlich einfacher von stabilen Anforderungsdokumenten ausgehen als in einer über Jahre fortgeführten itterativen Produktentwicklung mit mehreren Produktlinien.
Von daher war mein Einwurf, daß sich in der Regel die Anforderungen sowieso im laufe des Projektes ändern oder nie vollständig erfaßt werden können nicht bei jedem auf offene Ohren gestoßen.
Eine interessante Diskussion die sich den ganzen Abend immer wieder ergab drehte sich um die Industrialisierung der Softwareentwicklung und der Tatsache dass gerade in Software Projekten viel in guter alter Handarbeit gemacht wird. Die Tatsache dass Projekte deutlich einfacher gestaltbar sind mit Frameworks, Libraries, Komponenten, SOA, Business Rules und Workflow Engines war meiner Meinung nach noch nicht weit verbreitet. Vermutlich weil dies auch eine gewisse Konkurrenz um sonst üblichen Projektgeschäft darstellt.
Meine Empfehlung für eine bessere QA ist hier auch klar, auf flexible und konfigurierbare Systeme setzen die in mehr als einem Projekt wiederverwendet werden können. Nur dann ist der Aufwand für deren Entwicklung tragbar. Qualitätsmerkmale aus dem RAS Bereich werden selten vom Kunden in Projektausschreibungen gefordert, wären auch gar nicht im Budget.
Dies rächt sich natürlich regelmäßig im Betrieb und schlägt sich auf die TCO nieder. Prominentes Beispiel für eine gute Lösung sind Datenbank Systeme. Diese bieten Stabilität und Selbstheilung und sind dabei vollkommen unabhängig vom Datenmodell des Kunden. Wenn dieses sich im Laufe des Projektes ändert ist das kein Beinbruch. Ebenso sieht man bei allen Firmen die viele Branchen und Kunden bedienen dass deren Software aus einem Anwendungsfeld neutralen Kern und den projektspezifischen Anpassungen besteht (z.B. ABAP Laufzeit oder Java Application Server als Basis von Branchenlösungen).
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