Review: Der EDV-Leiter (Zeitschrift)
Willkommen liebe Leser im Neuen Jahr.
Das Jahr werde ich Blog-technisch mit einer etwas älteren (aber unveröffentlichten) Zeitschriften-Kritik aus meiner Feder beginnen:
Als ich die Zeitschrift auf dem Schreibtisch meines Kollegen liegen sah musste ich Schmunzeln "Der EDV-Leiter (Zeitschrift für IT-Verantwortliche im Mittelstand)" ist ein erfrischend konservativer Titel für ein Magazin. Mir liegt die Ausgabe 06/06 (12.12.2006) aus dem rauscher.Verlag für Wissenschaft und Technik vor. (Erscheint alle zwei Monate)
In Deutschland findet man neben dem CIO den viele Analysten schon im Vorstand des Unternehmens sehen um dort strategische Entscheidungen mitzutreffen eben auch den klassischen mittelständischen EDV-Verantwortlichen der trotz knappem Budget und unterqualifizierten Mitarbeitern eine mehr und mehr geschäftskritische Infrastruktur am Laufen halten muss.
Genau dies ist auch die erklärte Zielgruppe dieser Zeitschrift. Ich kenne die Nöte und Wünsche dieser Gruppe ganz gut (wir haben Lösungen ganz speziell für diese Kundschaft, und so habe kenne ich den Alltag in den EDV Abteilungen von deutschen Produktionsbetrieben etwas). Der Mittelstand ist ein großer Markt. Hier tummelt sich z.B. die Midrange Solution von IBM (iSeries) und die kleineren ERP oder Lagersoftware Hersteller.
Aber nun zur eigentlichen Zeitschriftenbesprechung. Ich nehme das Ergebnis Vorweg: ich war enttäuscht. Trotz des hohen Preises von zwölf Euro für eine Ausgabe scheint sich die Redaktion größtenteils durch bezahlte Artikel zu finanzieren. Redaktionelle Inhalte, Neutrale Berichte oder Produkttests sind nicht zu finden. Auch die hilfreichen Tipps für den Alltag halten sich doch sehr in Grenzen. Hier meine Notizen zum Inhalt des Heftes:
Das ganze beginnt mit einem gekauften Editorial auf Seite 3 ("Advertorial"). Der Artikel beschreibt wie wichtig doch E-Mail Archivierung ist. Mir war nicht aufgefallen, dass es sich um eine Werbung handelte, ich hatte mich nur gefragt wieso man einem Mittelständler so dringend zu E-Mail Archivierungslösungen raten will. Das wurde mir dann erst klar, als ich bemerkte dass der Artikel vom Hersteller der Appliance selbst verfasst wurde. (Den Namen der Firma war mir auch sehr geläufig, hatten doch Ihre Anti-Spam Appliances wenige Tage zuvor bei einer Teststellung in unserem Haus den Geist aufgegeben und für deutliche Mailprobleme gesorgt).
Seite 6 dann das wirkliche Editorial (Hurra wir sind zwei Jahre alt, und wenn Sie ein Abo bestellen bekommen Sie das beliebte "EDV-Leiter T-Shirt").
Dann einen Artikel eines Enterprise Information Integrators für Business Intelligence in mittelständischen Unternehmen (passend für den klassischen Automotive Zulieferer, eventuell ein wenig fortschrittlich?).
Danach einen Artikel über IT-Planungs Tools (am Beispiel der DaimlerChrysler AG, die nun wirklich kein typischer Mittelständler ist).
Danach eine Tagungsankündigung (www.wi2007.de). Dann ein Automotive Special über die Möglichkeiten die man auf dem Marktplatz Supply-On hat - dargestellt als Interview.
Danach eine Fallstudie über die Beschaffungsabwicklung über das TecCom VAN. Einen Artikel über die Ansteuerung von Geräten (z.B. Ampeln für Gabelstapler) direkt aus dem SAP System heraus. Bestimmt interessant für einige Leser, aber eben Herstellergetrieben. Genauso wie der Artikel über die Dienstleistungen der IBM Tochter IT-Services und Solutions.
Dann ein "freier Journalist" der eine VoIP Lösung für den Mittelstand vorstellt. Ich vermute mal seine Rechnung wurde direkt von Siemens bezahlt.
Wieder ein Hertstellerartikel über ein leichtgewichtiges Systemmanagement Tool und danach ein Artikel eines Penetration Testing Anbieters (zur Sinnhaftigkeit von Penetration Testing möchte ich noch einen eigenen Artikel verfassen).
Es folgt ein Interview mit einem Enterprise-Search Anbieter, und einem CRM Anbieter. (Alles ziemlich unbekannte Firmen, von daher zumindest für mich interessant).
Dann ein wirklich interessanter Artikel zum Thema Arbeitsrecht: Kündigung bei verbotener Privatnutzung des Internets am Arbeitsplatz von Dr. Reinhard Möller (RA Bartsch und Partner, Karlsruhe)
Danach zwei Seiten Powerpoint Tipps, ein Veranstaltungskalender, Bücherbesprechungen und eine Rätselseite.
Positiv an der Zeitschrift neben der gefälligen aber bescheidenen Aufmachung fällt der geringe Anteil an Anzeigen auf: was aber daran liegen dürfte dass die überwiegende Mehrheit alle Artikel in dem Magazin Firmendarstellungen sind. Mein Fazit: wenn Sie für die Zeitschrift nichts zahlen, so können Sie (vorsichtig) durchblättern und die wenigen verwertbaren Informationen darin aufsammeln.
Für Softwareanbieter ist es sicherlich eine gute Plattform sich in redaktioneller Aufmachung selbst zu besprechen. Ich schätze mal keine der Ausgaben wird sich kritisch mit einem Produkt oder einem Trend befassen.
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